Die Pferdepsychologie gliedert sich in zwei wichtige Bereiche:

Der erste Bereich ist die Ethologie, also die Verhaltenslehre. Diese beschäftigt sich mit dem normalen Verhalten der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Dieses Wissen ist die Basis, um die Problematik im Zusammenhang mit der künstlichen Haltungsumwelt und dem Verhalten der Pferde zu erkennen. Der zweite Bereich beschäftigt sich direkt mit der Psychologie. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Art des Lernens und wirksame Therapiemethoden kommen hier beispielsweise zum Tragen.

Ausbildungsziel 

Ziel des Studiums für Pferdepsychologie ist der Erwerb von Erkenntnissen der allgemeinen und speziellen Ethologie sowie klinischen Verhaltenskunde, die sich neben der Prophylaxe von Verhaltensproblemen durch pferdegerechte Haltungssysteme auch mit der Diagnose und Behandlung von bereits entstandenen Verhaltensauffälligkeiten beschäftigt.

Tätigkeitsfeld

Die Tätigkeit des Pferdeverhaltensberaters beginnt nicht erst, wenn sich die Verhaltensprobleme eingeschlichen haben, sondern schon bei Begutachtung der Haltungsbedingungen noch unauffälliger Pferde. Die Therapie soll schon bei ihrer Entstehung einsetzen, am besten gerade dann, wenn sie in ihrem Ansatz gerade begonnen hat. Bei keinem anderem Haustier ist die Verhaltensstörung so eng verknüpft mit der Haltung wie beim Pferd. Die optimale Gestaltung des Lebens eines Pferdes bezüglich seines Tagesablaufes, seiner sozialen Kontakte und Interaktionen mit der Umwelt ist die beste Prophylaxe und auch zugleich Therapie. Der Pferdepsychologe muss unterscheiden zwischen echten Verhaltensstörungen, die haltungsbedingte Abweichungen vom Normalverhalten sind und mit einer Schadensfolge für das Individuum einhergehen, und „Schaden vermeidenden Reaktionen“, die eine erfolgreiche Anpassungsstrategie an veränderte Umweltbedingungen darstellen Der Pferdepsychologe ist also eher jemand, der die angewandte Ethologie nutzt, um seine Hauptaufgabe zu erfüllen, nämlich bei solchen Haltungsbedingungen korrigierend einzuwirken, die als Quelle von Verhaltensstörungen angesehen werden müssen.

Die Ausbildung Pferdepsychologie führt zum Erwerb von folgenden Fähigkeiten:

  • Kenntnisse über das Ethogramm des Pferdes sowie die Fähigkeit der Beurteilung des Verhaltens nach dessen Sinn und Funktion.
  • Fachliche Kompetenz zur Optimierung der Haltungsbedingungen, um Verhaltenssymptome zu vermeiden.
  • Kompetenz, um Lösungen bei vorhandenen Verhaltensproblemen anbieten zu können.
  • Sicherheit im Umgang mit Kunden.
  • Wissen und Gespür für das Wesen eines Pferdes.
  • Sensibilität für das Erkennen feiner körpersprachlicher Signale.
 

Hilfe für die Pferdeseele

„Das größte Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ lautet ein Spruch, der wohl allen Pferdeleuten bekannt ist und das Glücksgefühl, Zeit mit dem geliebten Vierbeiner zu verbringen, umschreibt.

Häufig ist die Harmonie zwischen den Pferden und ihren Besitzern jedoch gestört. Unerwünschte Verhaltensweisen können die Zeit, die man mit seinem Partner Pferd verbringt, schnell zu einem Albtraum werden lassen. Pferde, haben wie alle Lebewesen eine Art Verhaltenskatalog, der das gesamte arttypische Verhalten definiert. Weicht ein Pferd in seinem Verhalten extrem von der Norm ab, spricht man von Verhaltensproblemen, bzw. in schweren Fällen auch von Verhaltensstörungen. Die Liste von Problemen, die auftauchen können, ist lang: Das Pferd zeigt dominantes Verhalten im Umgang (Schlagen, Beißen), macht Probleme beim Führen und Anbinden, zeigt Verladeprobleme oder es manifestiert sich gar ein ausgeprägt unerwünschtes Verhalten beim Reiten (Durchgehen, Buckeln, Steigen). Koppen, Weben, Boxenlaufen, Schweifscheuern, Sattelzwang, Headshaking, Kleben, Zungenstrecken, Gitterbeißen sind weitere Beispiele für unerwünschte Verhaltensweisen. Bei all diesen Problemen kann der Pferdepsychologe der Retter in der Not sein.

Vorgehensweise

Die Ursachen für Verhaltensprobleme sind vielfältig. In den meisten Fällen ist das Pferd mit seinen Haltungsbedingungen oder seiner Umwelt überfordert. Als Pferdepsychologe müssen zunächst alle Informationen über das Pferd in Erfahrung bringen. Dazu gehören beispielsweise die Haltungsbedingungen, Trainingsbedingungen, Ernährung sowie der Gesundheitszustand. Er beobachtet den Umgang des Pferdebesitzers mit seinem Tier genauestens. Pathologische Zustände als Ursache für Verhaltensauffälligkeiten müssen ausgeschlossen werden. Nach einer eingehenden Anamnese erstellt der Psychologe gemeinsam mit dem Besitzer einen Therapieplan. Hier ist sehr viel Einfühlungsvermögen und eine gewisse Flexibilität wichtig, damit bei der Behandlung nicht einfach nur nach einem bestimmten Schema vorgegangen, sondern auch auf individuelle Eigenheiten des betroffenen Tieres und auf sämtliche äußeren Gegebenheiten eingegangen wird. Um ein Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen, ist für den Psychologen die Einbeziehung des Besitzers von entscheidender Bedeutung. 

Einsatz bevor Probleme entstehen

Der Pferdepsychologe kommt jedoch nicht nur zum Einsatz, wenn bereits Probleme bestehen. Er berät den Kunden beispielsweise auch zu den Themen Haltung und Fütterung, Aufzucht und Ausbildung junger Pferde sowie Angstbewältigung bei Reitanfängern oder nach schlechten Erfahrungen wie z.B. Reitunfällen. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Beratung beim Pferdekauf mit vorheriger Begutachtung / Wesensbeurteilung.